Teil 6 Seite 1    Wassel mein Zu Hause

Neu ab 12.11.2023: Text 2. Absatz überarbeitet "Lasst die Kirche im Dorf". Ab 09.10.2023 Foto von Hartmut Busche. 

Neu ab 08.10.2023:  textliche Ergänzung. Ab 1979 Trennung von Regen- und Schmutzwasser. Foto.

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Die erste Kunde vom Wasseler Grafengeschlecht und der Beginn meiner Sesshaftigkeit und Bautätigkeiten am Haus in Wassel.

Den Anfang dieser histrorischen Reise zu unserem Wasseler Adelsgeschlecht habe ich bei meinem Einzug in das Dorf Wassel ab Ende Oktober 1978 gar nicht mitbekommen. Alteingesessene Mitglieder Wasseler Traditionsfamilien gruben im Bereich der romanischen, mittelalterlichen Dorfkirche nach Möglichkeiten neuer Domizile. "Im Bereich der Kirche habe man Fundamente einer alten Burg ausgegraben und die Ausmaße grob skizziert". 

Hartmut Busche (+2013) erzählte begeistert davon. Erst viele Jahre später gelang es uns Beiden, gemeinsam zur Dorfchronik und zu den Grafen von Wassel wenige Besuche durchzuführen. Aber die Zeit blieb knapp für ihn (viele Ehrenämter, u.a. Kirchenvorstand, FFW, Lasst die Kirche im Dorf e.V.) und für mich. Die Finanzierung einer halben Pastorenstelle war unumgänglich geworden für unsere Trinitatisgemeinde, der nur noch eine halbe Pastorenstelle zustand. Eine volle Pastorenstelle sollte es aber sein! 1996 erfolgte die Gründung des Vereins "Lasst die Kirche im Dorf" zur Finanzierung dieser fehlenden halben Pastorenstelle in Ewald B. Kuhstall. Gespannte Erwartung und viele vertraute Gesichter begegneten sich. Es wurde und war ein besonderes und unvergessenes Erlebnis. Die Solidarität und die Nähe der drei historischen Kirchendörfer Wassel, Wirringen und Mühlingen zueinander zu erfahren. Da wird einem richtig warm ums Herz. Das Bild 01 von 2011 zeigt Hartmut Busche in der Kleinen Kampstraße im Gespräch mit Ingrid R. und Heide-Rose J.

Bild 01: 14. Juni 2011. Man trifft sich, und schon "menschelt" es wie hier in der Kleinen Kampstr. in Wassel. Foto Horst jürgensen.

Es dauerte einige Jahre, bis ich meine selbstgewählte Aufgabe "Renauvierung eines erworbenen Fachwerkhauses von 1860" überblickte, in den Griff bekam und auch zur Freude der Nachbarschaft aus dem häßlichen Anwesen so nach und nach ein hübsches niedersächsisches Vier-Ständer-Fachwerkhaus entstand. Als eines Tages Herr Adolf Thölke(+) aus Sehnde mit Mitgliedern seines Heimatbundes vor dem Haus erschien und bat, über den Bau zu referieren, hatte ich zuvor mit Familie Karl-Heinz und Monika Sch., die ein Jahr früher in Sehnde das Pfarrwitwenhaus von 1777 erwarben, Gleichgesinnten und Freunde fürs Leben gefunden.

Mit Herrn Walter Klöpper (+), als bauberatender Ingenieur und Architekt im Sehnder Land mit vielen hiesigen Projekten bestens bekannt, gewann ich den Fachmann über die Statik und Behördenwege. Selten habe ich eine so zugewandte Unterstützung zur Verwirklichung meiner Pläne für das Haus erfahren. Die wichtigste Begegnung hatte ich gleich im November des Einstiegsjahres beim direkten Nachbarn "Kohlenmüller". Unüberhörbare dumpfe Hammerschläge ließen nur einen Schluss zu: da werkelt Einer von der Zunft der Maurer, der bei mir nur einen Wunsch auslöste: Haben. Haben. Haben wollen! Es war Herr "Gustav" L. aus Wehmingen. Wir wurden beste Freunde fürs Leben, unterstützt von seiner großen Familie und den famosen "Wehminger Himmelströpfchen".

Was hat dieser Vorspann wohl mit den Grafen von Wassel zu tun - so möge der geneigte Leser fragen: Es ist die Zeitspanne von ca. 170 Jahren, in der die Grafen und Gräfinnen von Wassel wirkten. Sie ist ähnlich lang, wie die Lebensgeschichte des erworbenen Fachwerkhauses, dessen Grundstück 1850 ein Mitarbeiter namens Nordmann der am 6. Juni 1835 gegründeten Eisen-Giesserey und Maschinenfabrik Georg Egestorff vom Lüderschen Vollmeierhof mit Hilfe des königlich hannoverschen Bauamtes erwarb. Er wollte fortan lieber in der Landluft arbeiten, als Russ und Staub in der Schmiedehalle zu atmen. 

Neu ab 08.10.2023:  Dieser Herr Nordmann startete mit dem Bau ca. 1860. 1877 wurde der Stall/Tenne in der Länge verdoppelt. Ab 1907 entstand die Wagenremise und das Schleppdach, das diesem Haus eine architektonische Besonderheit beschert.

Um 1913/14 waren Bauzeichnungen fertig für den Umbau des bäuerlichen Anwesens in eine Bäckerei inklusive Verkaufsladen. Der Plan wurde nicht umgesetzt. Dafür teilte sich die Familie Nordmann. Ein Teil nahm die Idee der Bäckerei mit nach Lehrte und realisierte dort die Nordmann Bäckerei, die über Jahrzehnte Bestand hatte. Die Verbindung zum Stammhaus in Wassel blieb erhalten und es folgte eine Einladung nach Lehrte zur Betriebsbesichtigung der Bäckerei. Vertrauen entstand und eines Tages erhielten wir alle Papiere über die Historie zum Haus Nr. 50, die unser Haus -Kleine Kampstr. 2- in der damaligen fortlaufenden Nummerierung noch trug, als wir es Ende Okt. 1978 kauften.

"Wir" waren meine erste Frau Angelika und Horst Jürgensen, die ein Haus suchten für ein befreundetes Paar und dabei entdeckten, wie dieses baufällige Haus unser eigenes Interesse weckte und es kauften.

Das Haus wurde über die vielen Jahre intensiven Bauens quasi ein Neubau und hat mit der Vergangenheit nichts mehr gemein. Gelegentlich wird aus dem Nordmann-Fundus berichtet, wenn es thematisch passt, wie z. B. die Wandlung des Hofes in eine Bäckerei, wie weiter oben beschrieben. Heute leben meine zweite Frau Heide-Rose (seit 1990) und Horst Jürgensen gut integriert und mit Freuden in der Dorfgemeinschaft Wassel.

Im Freundeskreis gab es damals Fachwerkfreaks mit gleicher Schaffensfreude. Neue Baustoffe wie Ytong Porenbeton, Fermacellplatten, verzinkte Holznagelverbinder, doppelte Mauern mit  Außen Fachwerk, Luftschicht und im Inneren Ytong Wände mit Sandputz, Thermopän-Scheiben und Holzbehandlungsmittel ohne PCB und Lindan waren im Markt zu kaufen. Ein dickes Fachwerkbuch ließ keine Fragen offen. Gekrönt wurde das durch die Bekanntschaft zu Herrn Prof. Dr. Ing. Martin Kessel, der das im 2. Weltkrieg zerstörte Knochenhauer Amtshaus in Hildesheim rekonstruierte und den Neubau vollendete.   Als die Scheune des Pfarrhauses abgerissen werden sollte, gelang es, den Fachwerkverein Isernhagen zu gewinnen, die den Abriss- und Wiederaufbau an anderer Stelle vornahmen.

Eine besondere Aktion entwickelte sich bereits im nächsten Jahr 1979. Regenwasser und Schmutzwasser mussten im Dorf getrennt werden. Unser Nachbar war Ortsbürgermeister Wolfgang Wolf (+), der mit Hilfe von Beispielen in der Gastwirtschaft Kracke, heute "Bei Wassi", nicht müde wurde, seine Mitbürger in die „Neuzeit“ zu führen. Unser Schmied August Rulf lieferte erforderliche Rohre. Es brummte im Dorf. Das eingestellte Foto zeigt Gustav L. und Horst Jürgensen hinter dem Haus im Bereich der damaligen Einkammer-Klärgrube beim Verlegen neuer Rohrleitungen zu den mit der Gemeinde abgestimmten Sammlern. Eine Schlauchwaage sorgte damals für das richtige Gefälle der Rohrleitung.

Bild 01:  Trennung von Regen- und Schmutzwasser ab 1979 im Dorf Wassel. Foto Sammlung Horst Jürgensen. Die analoge Schlauchwaage war der Hit. Ja, damals wars. Gustav L. (+) im Vordergrund und Horst Jürgensen.

 Fortsetzung folgt


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