Teil 3 Seiten 1 bis 6:   Schicksalsgemeinschaften der Gräfinnen Adelheid I-III

Neu ab 2024: am 17.02. im 2. Absatz Erwähnung der vier Löwendome, gestiftet von Heinrich dem Löwen. 

 

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Wenn Sie möchten, fangen Sie bitte an oder setzen fort, aus den Texten einen Zeit- und Personenspiegel anzulegen. Damit wird schnell deutlich, wo was hakt und eine Aktualisierung der Faktenlage geboten ist.

Es gab Hilfen aus der Leserschaft ! Aber gemach. Zunächst wird für Teil 2, Seite 3, 5. Absatz ein wichtiges Datum nachgereicht. Dort lesen Sie die Frage: „Wie alt wurde sie wohl, die Gräfin Adelheid I von Wassel, Mutter von Adelheid II von Wassel?“
Das Sterbejahr steht in meinen Unterlagen und ich habe es einfach übersehen. Sie starb im Jahr 1197. Vor ihr starb Im gleichen Jahr im Januar ihr 2. Mann, Graf Günther II von Käfernburg. In Teil 2 wurde es nachgetragen.

Ihre erste Tochter Adelheid II aus ihrer ersten Ehe mit Graf Konrad II von Wassel (Teil 2, Seite 2) war im Sterbejahr ihrer Mutter schon ca. sieben Jahre Gräfin von Ratzeburg, also dort ansässig seit 1192. Der Ratzeburger Dom entstand ab 1160 unter Bischof Evermod.   Gestiftet wurde der Dom von Heinrich dem Löwen als Bischofskirche des Bistums Ratzeburg. Der Ratzeburger Dom ist der älteste der vier sogenannten Löwendome. Die drei anderen stehen in Schwerin, Lübeck und Braunschweig. Eine Kopie des Löwen dominiert den Ratzeburger Domhof seit 1881. 

Die Frage wurde schon gestellt: Wie schaffen es die Grafen von Wassel, in die Grafschaft Ratzeburg einzuheiraten? Dazu mehr im neuen Teil 5, der in Bearbeitung ist. Das Schichsal war ihr dort nicht hold. Sie verlor im geliebten Ratzeburg  Sohn und Mann, Graf Waldemar II von Ratzeburg. Es folgte ihre Neuvermählung 1200 mit dem Dasseler Grafen Adolf I, dem sie als Frauengut u. a. die Grafschaft Ratzeburg mit in die Ehe brachte. Leider verloren beide Jungvermählten nur ca. ein Jahr später ihre Grafschaft an den dänischen König. Der Verlust der Grafschaft war trotz aller Anstrengungen ihres kampferprobten neuen Mannes nicht abwendbar. Dassel wurde die neue Heimat von Adelheid II. Dassel war ihrer Famiie nicht unbekannt, wie wir später erfahren werden. Aber Dassel hatte nicht annähernd einen so ehrwürdigen Dom wie Ratzeburg. Zum Verlust mehr in Teil 5.
All das haben weder ihre Mutter noch ihr Stiefvater mitbekommen. Und wir Leser müssen uns noch gedulden, dieses Drama in seiner ganzen Tragweite im Teil 5 vorgeführt zu bekommen.
Schade, sage ich auch, denn es ist ein großes Thema, verbunden mit einem Kriegshelden, dem die Nachwelt bis in unsere Zeit literarische Denkmäler setzte. Es ist der 2. Mann von unserer Gräfin Adelheid II von Wassel, Gräfin von Ratzeburg und spätere Gräfin von Dassel. Um 1200 heiratete sie Graf Adolf I von Dassel, wie im vorherigen Absatz schon angedeutet. Sie schenkte ihm vier Kinder, drei Söhne und eine Tochter mit Namen Adelheid, Adelheid III genannt, *1205.

1224, nachdem ihr Mann Graf Adolf I von Dassel die vielen gefochtenen Schlachten und politischen Techtelmechtel überlebt hatte, legte er sein kriegsmüdes Haupt in ihren Schoß und starb. Ihre Tochter Adelheid III heiratete in den dänischen Hochadel. Wie ihre Großmutter und Mutter heiratete auch sie ein zweites mal, einen Grafen von Ravensberg und begründete weitere Dynastien. Sie starb 1263. Ihr Schicksal ist genauso spannend wie das ihrer Mutter und Großmutter und wird später unsere Gemüter bewegen.

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Adelheid II lebte noch bis zum 27. Oktober 1244 und wurde nicht müde, um ihre verlorene Grafschaft Ratzeburg zu kämpfen.

Es gab Zuwendungen zum Thema dieser Homepage nicht nur von Familie A. B.. Auch T. B. meldete sich per Mail, eine junge waschechte Wasselerin in 5. Generation. Ihr Urgroßvater und ihre Urgroßmutter haben mit deren damaliger geschmückten zweispännigen Hochzeitskutsche 1995 unseren jüngeren Sohn M. als Bräutigam mit Braut S. von Wassel nach Wehmingen zum Hannoversches Straßenbahn Museum gefahren.
T. B. ist Studentin an der Uni in H., eingeschrieben für Geschichte und nähert sich dem Thema Mittelalter, Urkunden. Und sie sandte mir eine Mail, u. a. mit einem Hinweis. Sie schrieb: „ Hier die Links. Unter Vicedomini von Hildesheim sind im Regesta Imperii ein paar interessante Urkunden...laut einer war ein Konrad von Wassel als Zeuge anwesend zu einem Zeitpunkt, wo er laut Wikipediaeintrag schon tot gewesen sein soll“
Soweit die Information von T. B.. Ich hoffe, dass sie, wenn es ihre Zeit erlaubt, Konkretes nachliefern kann. Wie bisher geschrieben, wurde Konrad II um 1145 geboren und starb am 23. Mai 1176.
Die mindestens drei Generationen der Wasseler Grafen liegen bei mir noch auf der Sammelschiene.
Dennoch, einmal neugierig geworden, habe ich mich gern verleiten lassen, mal kurz bei Konrad II zu gucken und landete schließlich im Web auf der Wikipedia-Seite von Listringen und zitiere daraus:
„Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Listringen, welches einst zum Flenithigau gehörte, findet sich zwischen 1175 und 1178 in der Schenkungsurkunde des Bischofs Adelog von Hildesheim an Adelheid, der Witwe des Vicedominus Konrad II von Wassel. Außer dem Gut Heinde, welches sie als Witwensitz bekam, wurde sie mit einem Hof von 6 Hufen Land (als sächsisches Maß gerechnet sind das ca. insgesamt 100 ha) in Listringen, dem Zehnten und einer Mühle auf Lebenszeit belehnt u.s.w.“
Soweit der Eintrag, der ohne Kommentar bleibt.
Und weiter geht es:
Der frühe Tod von Konrad II hat so einiges ausgelöst. Sicher ist, das unsere Grafenwitwe Adelheid I von Wassel ein großes Erbe als Frauengut von ihrem in dritter Generation verstorbenen Mann Graf Konrad II von Wassel und Vicedominus von Hildesheim trug und sie sich mit Sicherheit zu Lebzeiten ihres Mannes mit der Bedeutung des Wasseler Grafengeschlechtes, derer von Depenau und von Veckenstedt i. Bezug auf die ererbten Besitzungen, Einflüsse und Macht, auf die politischen und geistlichen Entwicklungen im Lande und über das Fürstbistum Hildesheim besonders vertraut gemacht hat. Weiter galt das Interesse dem zu verwaltenden und zu mehrenden Gesamtvermögen. Die umfangreiche Wasseler Verwandtschaft und die Entwicklung ihrer eigenen Hallermundschen Grafschaft und Familie brauchten Obacht. Die weitläufigen Besitzungen (Allodien) der Grafenstämme galt es zu beobachten. Diese mussten örtlich bestimmt, urkundengerecht verkauft, gekauft, verlehnt, vererbt, verschenkt, gestiftet und geschützt werden. Burgmannen, Ritter, Kirchendienstler, Verwalter, Bischöfe, konkurrierende Bistümer, politische Abgrenzungen, Kaiser, Könige, Herzöge und Fürsten galt es, im Auge zu behalten. Hier häufen sich macht- und besitzerhaltende Adelsaufgaben, die mit dieser Aufzählung nicht vollständig sind.

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Wie wir aus Teil 2 wissen, hat die junge Witwe erfolgreich in den thüringischen Hochadel eingeheiratet. Laut „Navi“ sind das heute ca. 260 km zwischen Wassel/Hildesheim und Arnstadt/Käfernburg.

Wie konnte sie um den dortigen Witwer wissen? Wie viel Tage war sie unterwegs und welchen Weg hat sie genommen? Klöster, Pfalzen, Burgen, Güter und Höfe gab es, die sie nutzen konnte. Wie viel Vernunft, wie viel Sympathie wurde zwischen den beiden wie gestiftet und vermittelt? Galt auch hier: Adel verpflichtet?

Viele Fragen, keine Antworten? Es ballt sich was zusammen i. Bezug auf die Wasseler Grafengeschichte. Sind Sie noch dran? Oder jetzt lieber eine kleine Pause und dann mit Lust das bisherige noch einmal lesen?

Auf ihrem Weg nach Arnstadt/Käfernburg gäbe es für Adelheid I einen Grund, den Weg mit ihren Kindern über Burg Scharzfels beim OT Barbis der Stadt Lauterberg / Harz zu wählen. Bitte mal googlen: "Burg Scharzfels". Wenn das geklappt hat, müssten Sie platt sein über das, was uns die Webseiten über diese uneinnehmbare Burg und ihre Besitzer gerade kund tut. Allein der YouTube-Film mit dem virtuellen Flug über das virtuelle Anwesen lässt einen vor Neid erblassen. Und da ist ja auch noch sehr viel und sehr konkret geschrieben worden über das dort beheimatete Edelgeschlecht der Grafen von Scharzfeld... Donnerwetter! Man kann ja grün werden vor Neid. Bitte mal klicken auf „(PDF) Die Grafschaft von Schartzfeld-Lutterberg“, wenn Sie Zeit haben. Und dann noch lesen den folgenden Auszug aus der Wikipedia Webseite zur Burg Scharzfels:

"Die Burg Scharzfels wurde wahrscheinlich im 10. oder 11. Jahrhundert errichtet und gehörte in ihrer Frühzeit dem Erzstift Magdeburg. Geschichtlich bedeutsam wurde die Burg erst durch Kaiser Lothar III von Süpplingenburg, der sie 1131 erwarb und zu einer Reichsfeste machte....Seither war die Anlage Sitz mehrerer Grafengeschlechter, unter anderem der nach der Burg benannten Grafen von Scharzfeld." Dieser Einschub stimmt uns ein auf den neuen Teil 4 und soll ihre Neugier wecken.

Nun gut. Ruhe bewahren. Kehren wir zurück auf den Boden unserer Tatsachen und freuen uns über unser eigenes dynastisches Edelgeschlecht.

Aber was führt uns zur Burg Scharzfels? Was hat Wassel mit dieser „Festung“ zu tun?
Die Antwort ist verblüffend und bestätigt nicht nur hier eine bemerkenswerte „Vermählungspolitik“ unseres Grafengeschlechtes.
Die Grafen von Wassel kannten sich aus. Auf der geografischen wie auch auf der politischen Landkarte gab es für sie keine weißen Flecken. Die „Strategiespiele“ am runden Tisch können wir nur erahnen. Fakt ist, dass das Erbe der Grafen von Veckenstedt an die Wasseler Grafen ging und die dortigen Ländereien auch die Gebiete der Grafen von Scharzfeld zum Teil tangierten. Nicht nur aus diesem Grunde kannte man sich.

Unser viel zu früh verstorbene Graf Konrad II von Wassel hatte eine Schwester namens Frederunis. Diese heiratete den jüngsten von drei Brüdern, Bertold II von Scharzfeld, geb. um 1130, gest. 1187. Frederunis schenkte ihm zwei Töchter, Berta 1167 und Mathilde 1171. Beide wurden Nonnen und von ihrem Vater im Kloster Stederburg untergebracht.
Adelheid I könnte als Witwe auf ihrer Reise nach Thüringen Schwägerin, Schwager und die beiden Nichten auf der Burg Scharzfels besucht haben. Sie haben sich vielleicht alle zuletzt zum Requiem von Konrad II in Hildesheim / Wassel getroffen. Das sind sehr reizvolle Vermutungen. Wir werden sehen, ob da was dran ist.
Bevor es weiter geht, bitte noch mal googlen unter Wikipedia: Stift Stederburg (Heimstatt von Frederunis Töchter) und hier unter Geschichte. Da finden Sie den Eintrag, dass der aus der Wasseler Grafenfamilie gewählte Bischof Hermann von Hildesheim (aktiv von 1162 bis zu seinem Tod 1170) 1164 Probst Gerhard von Steterburg als Leiter des Klosters einführte.

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Und nun noch bitte den Namen „Gerhard von Steterburg“ anklicken und dann lesen. Sie erhalten beim Überfliegen des Textes vielleicht eine Ahnung, warum wir uns unserer Grafengeschichte behutsam
nähern müssen, also schlückchenweise, wie in Teil 1 beschrieben.

Bleiben wir noch ein bisschen bei Graf Bertold II von Scharzfeld und Frederunis. Graf Bertold II trat in das Hochstift Hildesheim ein, wurde Domvogt und Vicedominus von 1176 bis 1187 als Nachfolger von Graf Konrad II von Wassel und war Vogt vom Kloster Hilwartshausen. Wann genau Graf Bertold II seine Frederunis heiratete und den Kontakt zum Haus Wassel/Hildesheim aufnahm, ob er Schüler der Domschule war, bleibt offen.
Es trifft aber zu, dass sein Eintrtt wie auch seine Hochzeit mit der Schwester von Graf Konrad II geplant war und zu Lebzeiten von Konrad II erfolgte und er konnte sich qualifizieren für die Aufgaben eines Vicedominus. Beide Vermählungen, von Graf Bertold II vor 1167 und Graf Konrad II 1170 könnte von Bischof Hermann geschlossen worden sein.
Aus dieser Sachlage heraus dürften Graf Bertold II und seine Gemahlin Frederunis schon lange nicht mehr auf Burg Scharzfels gewohnt haben und die Witwe Gräfin Adelheid I bei ihrem Umzug nach Thüringen zur Käfernburg den beschwerlichen Aufstieg zur Burg Scharzfels gemieden haben. Sie hatte anderes im Kopf. Meine „reizvolle Vermutung“ am Ende von Seite 3 ist hinfällig.
An dieser Stelle nutze ich einen „Edlen Ritter“ in Anspielung von Teil 2, Seite 5 und zitiere Herrn G. Bode aus seinen Texten zum Thema Vicedominus von Hildesheim, Grafen von Wassel:

„Das Amt des Bistums versahen nachweisbar die Vicedomini. Nach dem Aussterben der ältesten Familie der Vicedomini im Mannesstamme (Konrad II, wie wir wissen, gestorben 1176) ging der Vicedominatus an den Schwager von Graf Konrad II, den Grafen Bertold II von Scharzfeld über. Auch wenn nach dessen Ableben  (genannt wird 1187) weltliche Vicedomini nicht mehr erscheinen, so scheint der Rechtsanspruch auf alle Güter der unter den Nr. 16 – 27 aufgeführten Orte als Stammgüter der Vicidomini und Grafen von Wassel auf die Grafen von Hallermund als deren Erben übergegangen zu sein.“ (Erbin wurde -wie wir wissen- nach dem Tod von Konrad II 1176 seine Frau Adelheid I, Gräfin von Loccum-Hallermund und Wassel).

Das betraf auch das Familien- und Kirchengut Wassel als Stammsitz der Dynastie der Grafen von Wassel. Wir erfahren, dass der Güterbesitz des Familienstammgutes der Wasseler Grafen als Allodialerbe (Eigenbesitzerbe) u. a. auch übergegangen ist auf die Grafen von Dassel und ihre Nachkommen in der weiblichen Linie ( Adelheid II und Tochter Adelheid III ). Hier sind es die Grafen von Ravensberg, in die Adelheid III in zweiter Ehe eingeheiratet hat. Leider verschonte das Schicksal auch Gräfin Adelheid III von Ravensberg nicht. Nach dem Inhalt einer Urkunde vom 15. Juni 1259 verkauft Adelheid III, Mutter von drei Kindern und verwitwete Gräfin von Ravensburg an den Grafen Gebhard von Wernigerode ihr Eigentum an 9 Hufen Land in Langeln, drei Hufen in Hamersleben und übergab Ritter Bertram aus ihren Diensten an den Grafen. Hier verlassen wir vorerst den Schicksalsweg von Gräfin Adelheid III von Ravensburg.

Eine kleine Pause schadet nicht. Mal aufstehen und frische Luft in die Lungen lassen. Man glaubt es kaum, was da so zusammen kommt.

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Wir müssen jetzt Schwung holen für die letzten 2 Seiten von Teil 3, dann können Sie in aller Ruhe das Ganze mit Genuss noch einmal lesen.

Der Mittelpunktsort Lühnde feierte in unseren Tagen sein 900 jähriges Bestehen der Mutterkirche und listete 28 damit verbundene Kirchspiele aus unserer Umgebung auf.
Die Vicedomini vom Bistum Hildesheim, Grafen von Wassel, trugen u. a. die Verantwortung für die Umsetzung zur Anpassung an ständig wechselnde Infrastrukturen im Bistum Hildesheim. Alle bekannten Orte gab es – vereinfacht ausgedrückt – schon vor 900 Jahren. Sie waren besetzt mit Edlen, Rittern, Ministerialen, Vasallen, passenden Hofstellen mit entsprechender Bevölkerung. Zur Sicherung des christlichen Glaubens musste das Bistum Hildesheim schon ab 815 Zeichen setzen und Pfarrstellen einrichten, diese besetzen, vergrößern, kurz, der Entwicklung im Lande anpassen.
In Bezug auf den genannten Ort Wassel in der Lühnder Liste zur 900 Jahrfeier -1117- verdichtete sich die Vorstellung, dass Wassel um diese Zeit schon die Grundherrschaft der Wasseler Grafen war.
Zum Ersten war Wassel als Familien- und Kirchengut Eigengut und Stammsitz der Grafen von Wassel, also kein Lehen vom Bistum Hildesheim, wie auf Seite 4 durch Herrn G. Bode bestätigt.
Zum Zweiten fehlte ein Beleg, der Wassel als Eigengut der Grafen von Wassel und deren Erben nach dem Aussterben der männlichen Linie glaubhaft machte.
Diesen passenden Baustein lieferte A. B. per Mail vom 08. 10. 2017 und sandte den vollständigen Text dieser Urkunde aus dem Jahre 1366 gleich mit, was mir sehr entgegen kam. Daraus wird zitiert und die Zitate mit Gänsefüßchen gekennzeichnet, wie folgendes Beispiel vom Ende der Urkunde zeigt:
„Titel 1366 Aug. 10. Sein Einverständnis mit dem Genannten in der Urkunde siegelt Otto von Hallermunt, Domscholaster zu Hildesheim.“
Bevor wir den Inhalt der Urkunde erfahren, zunächst ein Blick zurück auf die Zeit, die in diese schicksalsschwere Urkunde hinein wirkt:
Aus Teil 2, Seite 1 und der Startseite, wissen wir, dass Gräfin Adelheid I die ererbte Grafschaft ihres Vaters mit Burg Hallermund - nach dem Tod ihrer beiden kinderlos gebliebenen Brüder war der Mannesstamm erloschen - durch eine Seitenlinie ab 1195 mit ihrem Sohn Graf Ludolf II aus zweiter Ehe mit Graf Günther II von Käfernburg vor dem Verfall sicherte.
Dieser damals 15 jährige junge Graf Ludolf II von Loccum-Hallermund erfüllte seine Aufgabe und wurde zum Dank nach seinem Tode am 15. Nov. 1256 im Kloster Loccum beigesetzt. Seine Mutter hatte mehrfach auch zu Ehren ihres Vaters als Klostergründer dem Kloster gestiftet.
110 Jahre später -1366- herrscht Not auf Burg Hallermund. Aus der Urkunde erfahren wir u. a. Folgendes:
"Junker Heinrich und seine Vettern, die Brüder Junker Gherd und Ludolf, Ludolfs Söhne, Grafen von Hallermund (Halremunt) bekennen, dass sie dem Herzog Wilhelm von Braunschweig und Lüneburg... für 950 l.Hannoversche Mark die Grafschaft Hallermund verkauft haben, und zwar ihren ererbten Anteil, nämlich die Hälfte von Springe mit allen Rechten, ein Viertel der Stadt Eldagsen mit ihrem Hof daselbst, alle geistlichen und weltlichen Lehen, nämlich die Hälfte des Kirchlehens (Patronats) zu Springe, die Hälfte des Kirchlehens zu Völksen,...zu Leveste, die Hälfte des Kirchlehens zu Wassel (Wasle)" u.s.w.

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Eigentlich müsste der ganze Text hier abgebildet werden. Das krieg ich technisch hier noch nicht hin. Man muss das alles lesen, um die historisch aufgezählten Orte samt geografischer Lage und die dramatische Entwicklung einer Familie erfassen zu können.   (Den ganzen Text lesen Sie im neuen Teil 4)
Für uns wichtig: Die Grafen von Hallermund waren die Erben der Grafen von Wassel durch ihre Mutter Adelheid I und u. a. im Besitz des ganzen Kirchengutes Wassel, zumindest bis 1366, wie wir gerade gelesen haben. Adelheid I hat zu Lebzeiten für die Absicherung ihrer Linie und ihrer Kinder aus beiden Ehen mit Hilfe ihres ererbten Frauengutes ganze Arbeit geleistet. Wassel war bis dahin kein Lehen des Bistums Hildesheim und gehörte nicht zur Lühnder Kirche, wie man wiederholt lesen kann, sondern war ein dauerhaftes Kirchen- und Familiengut.
Das Ende von Teil 3 naht. Zwar geht es jetzt in die 6. Seite und ich mag noch nicht aufhören, denn es entwickeln sich Gedanken über Nutzung und Aussehen der Asseburg und dem Kirchengut im Zentrum Wassels.
Vorstellungen solcher Art entwickeln sich meist langsam und können nicht aus dem Stand abgerufen werden. Dazu ist der gedankliche Sprung ins Mittelalter zu groß und die angepeilte Zeitspanne zu umfangreich. Hilfen aus der Literatur und Filmwirtschaft bieten sich an, erste Vorstellungen zu entwickeln von der damaligen Welt.
Zur anstehenden Weihnachtszeit erhalten wir eine gute Hilfe durch das Fernsehen, mal genauer in die Welt des Mittelalters hineinzugucken. Jedes Jahr aufs Neue sehen wir wie verzaubert die Verfilmung von „Drei Haselnüsse für Aschenbrösel“.

Bitte diesmal besonders auf das Leben im Hof der gräflichen Stiefmutter achten, auf die Höhe der Schutzmauer und die Bewaffnung der Hofbewohner, als sie sich bedroht fühlten.
Weit dramatischer und beeindruckender gab es im ARD-TV die dreiteilige Verfilmung:
„Das Geheimnis der Hebamme“ , aus einer Romanfolge der Bestsellerautorin Sabine Ebert. Vielleicht ist dieser noch abrufbar über die Mediathek, sonst bleibt der Kauf über einen Videodienst. Hier erlebt man u. a. die Bedrohlichkeit von kampferprobten Rittern. Nur drei bis fünf von ihnen reichten aus, großen Schrecken mit Todesängsten zu verbreiten. Die „Eltern“ der Hebamme starben unter Schwerthieben. Alleine der Siedlungstreck unter Führung eines verdienten Ritters vom Markgraf Meißen um 1167 passt, um uns sensibel zu machen. Mehr auf der Homepage von der Bestsellerautorin Sabine Ebert, wo neben ihren Romanen auf beeindruckende Weise ein mittelalterlicher Fanclub u.a. mit fantastischen Gewändern die Autorin unterstützen und die Einzigartigkeit ihrer mittelalterlichen Romane nicht nur optisch bereichern.  
Weiter gibt es Bücher z. B. von Prof. Dr. Wolfhard Winkelmüller: „ Zwischen Kreuz und Schwert“ . Sein Kristallisationspunkt ist die romanische Kirche, erbaut als Grablege vom Bischof Sigward von Minden in Idensen. Dazu mehr in Teil 4. Besonders deutlich wird der praktizierte Glauben der damaligen Zeit. Der Roman führt in die Romanik des 12. Jahrhunderts und beginnt mit dem Tod von Kaiser Lothar III 1137. Verlag CW Niemeyer ISBN 3-8271-
9040-1, gekauft vom Verlagshaus Schlosser. Angaben ohne Gewähr.
Sein 2. Roman „Auf nach Jerusalem, mit Heinrich dem Löwen auf Pilgerreise“ schließt an sein o. g. Erstlingswerk an. Dies zur Information. Googlen Sie bitte mal nach seinem Namen. Er wohnt in Hannover. Sein o. a. erstes Buch war als Fortsetzungsroman in der HAZ zu lesen.

Nun ist es geschafft. Teil 3 ist abgeschlossen. Erholen Sie sich gut. Fortsetzung folgt. Mit liebem Gruß an alle Leser von Horst Jürgensen, Wassel, 19.12.2018.

PS: Die Fortsetzung ist geschrieben mit Teil 4 ab Sept. 2020. Bitte anklicken im Inhaltsverzeichnis weiter oben.


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